AIDAnova – loud & dirty

  • AIDAnova

    Einmal loud & dirty sein…

Die AIDAnova ist ein Gigant. Über 6.000 Passagiere haben Platz auf den 20 Decks des Neubaus. Es ist das erste Kreuzfahrtschiff, das weltweit komplett mit Flüssiggas LNG fährt und damit auf das umweltschädliche Schweröl und auch auf Schiffsdiesel verzichtet. Ich war eine Woche auf den Kanaren mit dem Schiff unterwegs. Und habe unter den 23 Bars und 17 Restaurants meinen Hotspot gefunden.

Wie viele Takte Trostlosigkeit ich schon auf Kreuzfahrtschiffen ertragen musste, kann ich gar nicht mehr sagen. Die Bord-Combos spielten nicht, sie spulten ihr Programm ab. Die in der Regel schwarz- oder blondlockige Sängerin las vom Notenständer Zeilen ab wie „You’re my heart, you’re my soul “ oder „Words, don’t come easy“. Dazu tanzte sie hüftsteif, in Gedanken sichtbar schon beim Feierabend.

Neben ihr klöppelte ein schnurrbärtiger Keyboarder mit vorne zu kurzen und hinten zu langen Haaren den Soundteppich. Meist auf einer Yamaha-Funktionsorgel, auf der er „Hammond“, „Trompete“ und „Beat“ einstellen kann. Und irgendwo zwischen den schwarzen und weißen Tasten gibt es ganz sicher auch die Potpourri-Taste „P 2“.

Daneben ein Gitarrist – auch hinter einem Notenständer – mit einer Fender-Stratocaster, auf der er den Foxtrott greift. Nahezu unvorstellbar, dass genau auf so einer Klampfe Mark Knopfler „Sultans of Swing“ gespielt hat. Auch auf AIDA habe ich das musikalische Grauen erlebt. Mehr als einmal.

Und nun bin ich hier auf der neuen AIDAnova und erlebe etwas völlig Neues: die Rock-Box Bar auf Deck 7. Potpourri freie Zone. Schon der Eingang ist anders: Ich gehe durch einen Tunnel aus Speakern, aus Lautsprechern. Keine echten, einfach nur originelles Design. Und dann bin ich drin in der Rock-Box und die ist ein bißchen wie die Rockkneipe „Zwick“ in Hamburg.

Der Anteil tätowierter Gäste ist hier um ein Vielfaches höher als in den Kuschelmuscheln rund um den Beach Club. Und was da von der Bühne kommt, klingt so gar nicht nach AIDA: „Sweet Child of mine“ von Guns n’ Roses. Oder „Immigrant Song“ von Led Zeppelin.

Es ist so, als will AIDA mal richtig schmutzig sein…

Die Decke der Rock-Box ist von Traversen durchzogen, von der die Strahler und Spots hängen und für das Licht sorgen, dass der Rock’n Roll braucht. Es ist so, als will AIDA mal richtig schmutzig sein: „Loud & Dirty“. Da die AIDAnova nun gerade erst einen Monat auf See ist, fehlt natürlich das „Abgelebte“. Es ist noch einen Hauch zu clean. Ein paar an den Wänden zerschellte Bierflaschen, ein paar Fernet-Branca-Flecken auf dem Boden, würden dem Ambiente gut tun.

“Pitch Wise“, die Rockband auf der Bühne, geht gut los. Der Sänger röhrt irgendwo zwischen „Bad Company“ und „Deep Purple“. Das macht er gut, auch wenn das iPad als Telepromter herhalten muss und er ein paar Zeilen zu viel abliest. Egal. Es rockt, die Leute spüren die Leidenschaft.

Kontrollierte Sachbeschädigung – und die Rock-Box bekommt noch mehr Leben.

AIDA, das ist mein Hotspot auf eurem neuen Schiff. Und bitte: Ihr müsst nicht jede Nacht ausfegen. Lasst die Leute die Theke vollkritzeln! Kontrollierte Sachbeschädigung und die Rock-Box bekommt noch mehr Leben. Ich weiß, Feuer ist die größte Gefahr an Bord…wir wollen die Bar ja nicht abfackeln. „Smoke on the water“ muss ja nicht Wirklichkeit werden. Es reicht, wenn die Band es spielt. Und das tut sie zum Glück auch. In diesem Sinne. Danke für die Rock-Box-Bar.

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