Wie viele Punkte habe ich bisher mit dem California zusammengefahren? Ich weiß es nicht. Aber ich könnte ja mal klingeln und  nachfragen. Denn sie wohnen ja in Flensburg: Die Jungs mit den Sünden-Charts der Autofahrer. Hier wird alles gesammelt und aufgelistet. Im Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Das hat mehr Punkte als Bayern, Liverpool und Real Madrid in ihrer Vereinsgeschichte zusammen. „Punkte in Flensburg“ wurde zum geflügelten Wort.

Ein anderes, kurzes Wort steht auch für die Stadt an der Förde: „Plopp“. Genau, Flensburger Pilsener. Davon lasse ich zumindest am Steuer meines Wohn-Vans die Finger. Sonst würde ich quasi gleich beim Heimspiel drei Punkte holen. Und meine Freunde von Elbtor, von denen ich den Wagen habe, möchten so ein Foto auch nicht unbedingt im Plopp, pardon im Blog sehen.

Erster Sexshop der Welt in Flensburg!

Achja, drittes Trademark aus Flensburg ist Beate Uhse. In der Stadt hat sie 1962 den ersten Sexshop der Welt eröffnet. Ein „Fachgeschäft für Ehehygiene“, so die offizielle Bezeichnung. Sex (Uhse) and Drugs (Plopp) and Rock & Roll (Auto-Register) – in Flensburg finden wir es geballt.

Spa im „James“

Ich rolle mit dem California um die Förde herum und suche das beste Hotel der Stadt, vielleicht sogar das beste in ganz Schleswig-Holstein: das James Hotel im Hafenviertel Sonwik. Das Gebäude war einst ein Heizkraftwerk und eine Torpedohalle der Marine. Kindheitserinnerungen werden wach bei Jan Pinno, dem Macher und Eigentümer.

Als Steppke kannte er schon sein zukünftiges Hotel, denn sein Vater war hier Offizier bei der Marine. Und nun sitzen wir hier im britischen Ambiente des „James“, das natürlich nicht nach dem volltrunkenen Butler von Miss Sophie benannt wurde. Modern-britisch geht es zu – mit einem heftigen Hauch von lockerem Luxus. Viele Unikate, wie die mächtigen Kronleuchter an der Decke. Feinste Handarbeit von Claude Wingenfelder, die wirkliche Kunstwerke geschaffen hat.

The James Hotel – Restaurant „Grace“ jetzt mit Michelin-Stern.

Einfach einen Neubau hochzuziehen, das ist nicht das Ding von Jan Pinno. Seine Häuser müssen bereits eine Biographie haben. So wie das Hotel „Altes Stahlwerk“ in Neumünster, das er auch betreibt. Auch das ist entkernte Industrie-Architektur. „Und nachhaltig wollen wir sein“, erzählt Jan Pinno. Dazu gehören auch regionale Produkte in seiner Hotelgastronomie. Und lokaler geht es gar nicht: Eine halbe Autostunde entfernt ist die „James Farm“. Ein eigener Hof für die Selbstversorgung seiner Hotels. Nachhaltig und ökologisch. Und kulinarisch prämiert: Das Restaurant „Grace“ im James Hotel mit Küchenchef Quirin Brundobler  bekam dieses Jahr den Michelin-Stern.

Mein California parkt vor dem Hotel, ich schlafe nicht auf einem Stellplatz, sondern im „James“. Statt Campingplatz-Dusche ein wunderbarer Wellness-Bereich mit Blick auf die Förde, auf der gerade das Segelschulschiff „Gorch Fock“ vor den Panorama-Fenstern vorbei fährt.

Der Weg in die Stadt ist vom „James Hotel“ kein Spaziergang. Man muss schon gut zu Fuss sein, entdeckt aber zwischendurch Kontraste wie das PiratenNest am Harniskai.  Eine Kulturkneipe mit der Flasche auf die Hand und und grandiosem Fördeblick. Auf der anderen Wasserseite, also in Flensburg Downtown, gibt’s dazu bei „Ben’s Hütte“ die besten „Fischbrötchen to go“. Auf ein „Plopp“-Getränk verzichte ich – der California wartet. Der Road-Boat Trip nach Flensburg hat sich gelohnt. Und im „James Hotel“ bin ich nicht das letzte Mal gewesen…