Heute wird die Silberhochzeit zur See gefeiert: 25 Jahre ist AIDA geworden. Eine Erfolgsgeschichte, die vom Kurs abkam in den letzten Monaten. Die Dämpfer für die Dampfer sind unverschuldet, die Pandemie hat nicht nur „Perla“ und „Prima“ lahmgelegt, sondern die ganze Reisebranche. Und die Kreuzfahrt besonders.
Aus zehn Flaschen Asbach Uralt werden zehntausend Dosen Red Bull
Ein Haufen Hasardeure und Entrepreneure hat die Kreuzfahrt in Deutschland 1996 neu erfunden. Das, was das ZDF mit dem Traumschiff über Jahrzehnte ins Unterbewusstsein der Deutschen gestrahlt hat, das hat AIDA einer Therapie unterzogen. Kreuzfahrt ist nicht nur für die, die es schon im Kreuz haben. Reisen mit Greisen, die es nicht schaffen ihr komplettes Geld am Lebensabend auf den Kopf zu hauen. So ungefähr das Image der Kreuzfahrt zu der Zeit.
Und dann kommt ausgerechnet aus der Treuhandmasse der traditionellen deutschen Seerederei dieses „Startup zur See“. Angetreten, um aus zehn Flaschen Asbach Uralt zehntausende Dosen Red Bull herzustellen.
Mehr Billy Boy als Kukident an Bord
2002 habe ich meine erste Kreuzfahrt gemacht. Auf der Astor, einem Klassiker. Mit einer Menge Messing. Immerhin hat die Karibik-Tour mit dem Schiff etwas ausgelöst: Eine Reise, in der dein Hotel mitkommt, ist klasse. In diesen zwei Wochen sah ich Florida, New Orleans, Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und Jamaica. Ohne vierzehn Flugtickets. Großartig.
Ein Jahr später entdeckte ich die AIDA und war begeistert: Locker, sportiv, modern. Und es wurde sich geduzt. Ein schwimmender Robinsonclub. Mit viel mehr Billy Boy als Kukident.
Achtzehn Jahre bin ich an Bord bei AIDA. Der Kussmund hat mich in Teile der Welt gebracht, die ich sonst nie gesehen hätte. Mit der AIDAaura war ich in Beirut, habe beim Landgang auf eigene Faust mit zwei Hisbollah-Leuten in einem Café in Baalbek einen unvergesslichen Nachmittag erlebt.
Mit der AIDAvita bin ich zu den British Virgin Islands gefahren und habe beim Ausflug meine Trauminsel Jost van Dyke entdeckt. Zum Kneifen schön. Auch dafür bin ich wirklich dankbar.
Die Taufe der AIDAdiva 2007 in Hamburg war so ein Meilenstein, hat die Sehnsucht vieler Menschen geweckt. Und Kreuzfahrt bezahlbarer gemacht.
Seit der Zeit veröffentlichen wir jedes Jahr den Kreuzfahrtguide. Viele AIDA-Stories waren schon im Buch – neben den anderen Reedereien natürlich. Drei Jahre lang war AIDA der Partner der Night of the Proms, die ich zwanzig Jahre moderiert habe. Auch das war letztlich eine Erfolgsgeschichte.
Bitte nicht mit 6.500 Menschen im Urlaub!
AIDA gehört zum Carnival-Konzern, der steht für Wachstum und für „Cruise Industry“. Börsennotiert. Für meinen Geschmack hat der Gigantismus eine ungesunde Größe erreicht. Ich möchte nicht mit 6.500 Menschen im Urlaub sein und historische Altstädte verstopfen. Auch nicht mit AIDA-Passagieren.
Vielleicht lehrt ja der Corona-Dämpfer mehr Demut, die in der Kreuzfahrt über Bord gegangen ist. Medien, klassische und soziale, werden zu Recht Nachhaltigkeit einfordern. (Dann bitte doch auch beim 98 % Frachtverkehr!). Mit der ersten Umweltdirektorin und dem ersten Schiff, das mit LNG-Flüssiggas angetrieben wird, war AIDA Vorreiter. Ein Zeichen, das wir an diesem Tag nicht vergessen sollten.
Danke euch, AIDA!
Liebe Freunde in Rostock, ich wünsche euch auch die nächsten 25 Jahre „immer eine Handbreit Wasser bis nach Kiel.“ Das hat doch Heidi Klum bei eurer Taufe 2003 (fast) gesagt, oder?
Danke AIDA, dass ihr mir so viel von der Welt gezeigt habt. Sonst hätte ich immer noch gedacht: Hinter dem Timmendorfer Strand ist Schluss.